Das Kindergartenkind ist stark in der Nachahmung und Beobachtung. Es benötigt Gewohnheiten, d.h. regelmäßige Abläufe, die Orientierung vermitteln und Vertrauen schaffen. Es entwickelt sein Ich-Bewusstsein und vermag sich noch nicht abzugrenzen. Es sucht die Nähe zum Erzieher und möchte gerne in die Tätigkeiten mit eingebunden werden oder erhält durch das sinnvolle Tun des Erziehers den Freiraum selbstständig tätig zu werden.
Die jüngeren Kinder benötigen vor allem den dualen Kontakt zur Bezugsperson.
Für seinen großen Bewegungsbedarf benötigt es einen überschaubaren Raum mit verschiedenen Raumebenen: klettern, rutschen, balancieren wie auch schaukeln im Hängesitz oder auf dem Schaukelpferd sind möglich. Das Kind will seine Umgebung mit all seinen Sinnen entdecken und braucht dazu vielfältiges Spielmaterial. Es benötigt jedoch gelegentlich größere Mengen eines Spielmaterials, um dieses in Anspruch nehmen zu können und nicht teilen zu müssen. Der Bedarf bezüglich einer Ruhe- und Rückzugsmöglichkeit ist größer, als bei den älteren Kindern. Hinsichtlich der Betreuung benötigt das jüngere Kind eine konstante und liebevolle Bezugsperson, um Vertrauen und Sicherheit aufbauen zu können.
Das Kind hat im Alter von drei bis fünf Jahren den höchsten Gestaltungsdrang und ist so phantasievoll, wie nie wieder in seinem Leben. Dies gilt es zu pflegen, indem der entsprechende Rahmen und die notwendigen Bedingungen bereitgestellt werden. Der Kindergartenalltag wird durch den Tages-, Wochen- und Jahresrhythmus gestaltet. Der sich immer wiederholende Rhythmus hilft den Kindern sich zu orientieren und vermittelt ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.
In unserer Einrichtung pflegen wir das Gemeinschaftliche durch Jahresfeste: Karnevalsfeier, Frühlingsfest, Osterfeier, Pfingstfeier, Johannifest, Verabschiedung der Vorschulkinder, Sommerfest, Michaeli Feier, Erntedankfest, Laternenlauf, Adventsgärtlein und Weihnachtsfeier.
Die Kinder von sechs bis sieben Jahre haben ein anderes Spielverhalten. Ihr Spiel ist nicht mehr nur vom Moment getragen, sondern eine Spielidee bestimmt die Gestaltung des Spiels.
In diesem Alter sind die Kinder stolz, wenn sie Aufgaben aus dem praktischen Tagesgeschehen übernehmen dürfen.
Körperwahrnehmung und Bewegung in Fingerspielen, Reigen, Bewegungs-und Singspielen, in der Eurythmie, sowie regelmäßige Bewegungsmöglichkeiten in Garten und Wald führen zur Körperbeweglichkeit und Geschicklichkeit des Kindes und damit zu innerer Beweglichkeit. Die Bewegungsvielfalt und die Vielfalt der Sinneswahrnehmungen im Spiel und bei den Aktivitäten des Kindes im Kindergartenalltag eröffnet ihm die Möglichkeit sich selbst zu erfahren, seine individuelle Phantasie und daraus deren Gestaltung zu verwirklichen.
Grobmotorische Fähigkeiten erlangt das Kind durch das freie Spiel im Haus und im Garten, wo es sich mit vielen Bewegungsabläufen vertraut machen kann. Das Bauen im Haus mit Bänken, Brettern, Stühlen, Tüchern, Tischen, usw. sowie die Möglichkeit, sich auf dem Erbauten zu bewegen und die unterschiedlichen Bewegungsmöglichkeiten im Garten, wie Balancierstange, Stelzen, Seilspringen und Ballspiele, schulen die Koordination von grobmotorischen Bewegungsabläufen.
Feinmotorische Fähigkeiten erlangt das Kind im „Mittun“ bei allen anfallenden Arbeiten im Kindergartenalltag. Diese sind z. B. zerkleinern von Obst und Gemüse für das Frühstück mit dem Messer, Kneten des Teiges und Formen der Brötchen, malen mit Wachsblöcken und Aquarellfarben, kneten mit Bienenwachs, Arbeiten an der Werkbank mit Holz, Unkraut zupfen, kleine Näharbeiten, falten von Fliegern, flechten von Bändern, Wäsche waschen, falten, Füße baden, Fingerspiele usw. Die richtige Haltung des Besteckes bei den Mahlzeiten, sowie das tägliche An-und Ausziehen fördern die Feinmotorik und die Koordination. Im Spiel erlernen die Kinder differenzierte feinmotorische Fähigkeiten.
Phantasie und Kreativität können sich beim Kind durch vielfältige Sinneswahrnehmungen entwickeln. Unser Material ist so beschaffen, dass es den Kindern Möglichkeiten zur eigenen Gestaltung bietet, wie z.B. die schlicht ausgestalteten Spielmaterialien in Bau- und Puppenecke, sowie die unterschiedlichen Tücher (Farbe, Material und Größe) Bänke, Bretter und Stühle usw. Dies alles regt die Phantasie und Kreativität des Kindes an. Im Spiel schafft sich das Kind seine individuellen Phantasie-Gestaltungen und identifiziert sich mit dieser. Auf diese Art verbindet sich das Kind mit der Welt.
Sozialkompetenz zu erwerben gelingt den Kindern in täglichen Lebensverrichtungen bei denen sie immer mit Freude dabei sind. Gegenseitiges Helfen, Übernehmen von Aufgaben, teilen, schenken, abgeben, verzichten, trösten, entschuldigen, zanken und vertragen, warten usw. Das freie gemeinsame Spielen mit anderen Kindern unterstützen das soziale Verhalten im Selbstfindungsprozess von innen nach außen, von Individualität und Gemeinschaft.
Das Vorbereiten und das gemeinsame Feiern der christlichen Jahresfeste lässt für die Kinder die Gemeinschaft von Eltern, Erziehern und ihnen zum Erlebnis werden.
Mathematisches Verständnis, wie z.B.: Mengen, Zahlen und Zuordnung im Raum erleben die Kinder in täglichen Abläufen, wie Tischdecken, Besteck sortieren, Geschirr einräumen und im Spielen. Durch das Vorbild des Erziehers angeregt, ist das Kind interessiert und nimmt Zahlen und Mengen spielerisch auf, dies wiederum ermöglicht ihm Ordnung wahrzunehmen, zu verstehen und herzustellen. Das Kind erfährt durch die Gliederung immer wiederkehrenden Abläufen einen verlässlichen Rhythmus, der ihm Halt und Sicherheit gibt.
Die Umwelt und den Lebensraum erlebt das Kind täglich durch die freie Bewegungsmöglichkeit draußen im Garten oder beim wöchentlichen Wandertag.
Die Jahreszeiten mit ihren Elementen werden ebenfalls durch den täglichen Aufenthalt im Garten erlebt, sowie die Pflanzen und Tierwelt. Zum Lebensraum der Kinder gehört der Kontakt zur Nachbarschaft, wie z.B. Spielzeug aus Gärten holen, Besuch der Schrebergartenanlage, usw. Durch das bewusste Erleben und Entdecken der Natur und ihrer Artenvielfalt entwickelt das Kind Interesse, genaues Beobachten, Dankbarkeit, Ehrfurcht und Freude am Dasein.
In altershomogenen sowie altersheterogenen Gruppen werden die Kinder ihrer Entwicklung entsprechend gefördert. Das jüngere Kind sieht zu, wie z.B. das ältere Kind spielt und mithilft. Somit ahmt es das ältere Kind sowie den Erzieher nach. Das ältere Kind orientiert sich viel an gleichaltrigen Kindern und am Vorbild des Erziehers.
Im Freispiel ist es den Kindern freigestellt, mit wem sie spielen. Die spontan entstehenden Gruppen im Freispiel sind sowohl altersheterogen als auch altershomogen.
Das Vorbild des Erziehers ist ebenfalls ausschlaggebend für vielfältige Anregungen und Möglichkeiten zur Nachahmung für die Kinder. Es gibt Aktivitäten wie z.B.: Aquarellmalen, die einmal wöchentlich stattfinden in meist spontan entstehenden altersheterogenen Gruppe. In der alltäglichen Situation gibt es viele Möglichkeiten das einzelne Kind oder eine kleine Gruppe zu fördern, wie z.B.: beim Spülen, Abtrocknen, Anziehen, Backen, etc.
Die Eurythmie findet in der Gruppe mit ca. 16 Kindern statt. In dieser altersheterogenen Gruppe orientieren sich die Kinder am Erwachsenen (der Eurythmistin und der begleitenden Erzieherin) und an den anderen Kindern. Die älteren Kinder der Gruppe übernehmen dabei eine „ Vorbildfunktion“. Während alle Kinder in die Nachahmung eintauchen, und diese individuell gestalten, kann auch hier jedes Kind seiner Entwicklung entsprechend gefördert werden.
Altershomogen ist auf jeden Fall die Gruppe der „Vorschulkinder“, die sich in Tätigkeiten, wie z.B.: weben, raspeln und schmirgeln während des Freispiels im Gruppenraum zusammenfinden und ihre Arbeiten durchführen. Auch in dieser altershomogenen Gruppe haben die Kinder meist unterschiedliche Fähigkeiten, wodurch die anderen Kinder dieser Gruppe profitieren können und das Kind sich selbst durch das Wiederholen und Anwenden in seinen Fähigkeiten übt und diese festigt und verinnerlicht, wie z. B.: dass es eigene Fehler erkennt, auch die Fehler der Anderen sieht, sie darauf aufmerksam macht und so die Eigenwahrnehmung des anderen Kindes unterstützt.
Eine weitere altershomogene Gruppe, die fest im Tagesablauf installiert ist, sind die „Wickelkinder“, die sich nach dem Wickeln mit Unterstützung versuchen anzuziehen, bis die älteren Kinder auch in die Garderobe kommen und dort mit ihrem Anziehen wieder als Vorbild dienen.
Zur Vorbereitung auf den Kindergartenalltag wird eine wöchentlich stattfindende Eltern-Kind-Gruppe angeboten. Dort sammeln die Kinder erste Sozialerfahrungen. Sie lernen den Kindergartenalltag kennen mit den ihnen entsprechenden Kernelementen: Begrüßungskreis mit Handgestenspiel, Freispielphase, kleine gemeinsame Stärkung und Abschlusskreis. So erleben die Kinder einen verkürzten, rhythmischen Tagesablauf unseres Waldorfkindergartens. Der Übergang in die Kindergartengruppe wird ihnen erleichtert, da ihnen die groben Abläufe und die Räumlichkeiten bereits vertraut sind.
Seit November 2011 haben wir ein eigens für den Kindergarten gestaltetes Gebäude angemietet. In diesem befinden sich für die zwei Gruppen jeweils spiegelverkehrt ein großer, lichtdurchfluteter L-förmiger Gruppenraum mit eingebauter Teeküche, ein Schlafraum, ein Differenzierungsraum und eine Abstellkammer. Der Waschraum hat einen nicht direkt einsehbaren Wickelbereich mit einer Duschwanne. Eine ausziehbare Treppe an der Wickelkommode ermöglicht den Kindern ein selbstständiges Auf- und Absteigen. Die zwei Toilettenbecken sind von nicht einsehbaren Trennwänden mit Schwingtüren umgeben. An einem großen Waschstein mit zwei Wasserhähnen können die Kinder sich ihre Hände waschen. Ferner befinden sich im Haus ein Büro, ein kleiner Allzweckraum, ein Lebensmittelvorratsraum, eine Küche, ein Putz Raum, ein Bewegungsraum, ein großräumiger U-förmiger Flur, in dem im jeweiligen Eingangsbereich die Garderoben untergebracht sind und der durch Windfangtüren abgetrennt ist, eine Gästetoilette und eine Personaltoilette.
Gartengestaltung
Den Kindern steht im Garten eine U-förmige Rasenfläche zum Spielen zur Verfügung. Der hintere Bereich, der als Blumen- und Nutzgarten genutzt wird, ist durch einen Holzzaun abgetrennt. Daneben befindet sich ein Kaninchenstall mit einem großzügigen Freilauf. Spielmöglichkeiten bieten zwei Sandkästen in unterschiedlicher Größe, eine Schaukel, ein Kletterhaus, zwei Reckstangen und eine Matschanlage jeweils mit Sandfallschutzbereichen. Ein Stelzenweg und eine Balancierstange erweitern die Spielangebote für die Kinder. Im Eingangsbereich steht eine Pergola mit eingebauten Querstreben in Sitz- und Spielhöhe. Der gesamte Gartenbereich ist von einem 1,80m hohen Gittermattenzaun umgeben, der zum Sichtschutz begrünt wird. Die Mülltonnen sind durch einen Sichtschutz aus Holz vom Garten getrennt. Ebenso befindet sich am Rande des Gartenzaunes ein großes Gartenhaus mit zwei Räumen für Spielmaterial und Gartenwerkzeug.
Der Tag beginnt in den jeweiligen Gruppen mit einem Morgenkreis mit gegenseitiger Begrüßung.
Der Tag ist in Spielzeiten unterteilt, in deren die Kinder die Möglichkeit haben sich in ihren Gruppenräumlichkeiten frei zu beschäftigen. Nach dem Mittagessen dürfen die Kinder in den Außenbereich wo verschiedene Spielsachen und ein Spielplatz zur Verfügung stehen. Den restlichen Tag werden die Kinder regulär betreut.
Um jedoch Abwechslung vom Alltag zu finden bieten wir verschiedene Spieleaktionen an, wie zum Beispiel gemeinsames Basteln, Sportevents um die Bewegung zu fördern oder auch eine kleine Wanderung durch den heimischen Wald - mit Einverständnis der Eltern versteht sich.